Viele Appelle an die Politik klingen wie folgt: Bürokratieabbau, keine Steuererhöhung und „Visatransrapid“ | 350 Teilnehmer aus Tourismuswirtschaft, Politik und Medien diskutieren in Berlin über „Zeitenwende auch in der Tourismuswirtschaft?“ Berlin, 22. Mai 2023 – „Wir haben die vordringliche Aufgabe, den nachhaltigen Wandel zu gestalten und zu bezahlen. Da gilt es, an anderer Stelle Maß zu halten. Die Politik nimmt die Tourismuswirtschaft gern in die Verantwortung. Aber sie hat auch Verantwortung uns gegenüber!“

Mit diesem Appell an die Politik eröffnete der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) Sören Hartmann heute den 24. Tourismusgipfel in Berlin. Rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren im Hotel Adlon über die Frage „Zeitenwende auch in der Tourismuswirtschaft?“. Dabei geht es insbesondere um die großen Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Personalmangel. Zu den Rednern der Veranstaltung zählen unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Hartmann appellierte an die Branche, nachhaltiger, digitaler und an mancher Stelle auch transparenter zu werden. Mit Blick auf den nachhaltigen Wandel forderte er, diesen engagiert, zielgerichtet und selbstbestimmt anzugehen: „Es ist Zeit zu handeln. In unserem eigenen Interesse, im Interesse unserer Gäste und im Interesse der touristischen Destinationen. Wir müssen das Heft des Handelns in die Hand nehmen.

Sören Hartmann - BTW Tourismusgipfel 2023

Sören Hartmann - BTW Tourismusgipfel 2023

Wo immer es aus eigener Kraft möglich ist, nachhaltige Veränderungen angehen. Und wir müssen diese Aufgabe wirklich ernst nehmen. Feigenblätter sind zu wenig.“ Anderseits hatte er auch deutliche Forderungen an die Politik – in Sachen Nachhaltigkeit aber auch darüber hinaus: „Die Politik muss Innovationen und Forschung vorantreiben und fördern. Das gilt besonders für neue Antriebsformen und Treibstoffe. Tourismus basiert auf Mobilität. Wenn es gelingt, die verschiedenen Formen der Mobilität nachhaltig zu betreiben, ist für unsere Branche viel gewonnen. Für die Forschung brauchen wir Gelder. Investitionen in Innovation. Zudem stehen wir im Wettbewerb mit anderen Branchen, z.B. wenn es um Wasserstoff geht. Auch hier ist die Politik mit uns zusammen gefordert. Sie darf nicht nur anderen Branchen Angebote machen. Sie muss auch für uns Lösungen finden und anbieten!“ Damit die Branche die Herausforderungen der nachhaltigen Transformation bewältigen kann, geht es aber um noch mehr: Bestehende Entlastungen dürfen nicht in Frage gestellt werden, unnötige Belastungen müssen abgeschafft werden, um finanzielle Spielräume zu erhalten. Hartmann forderte deshalb unter anderem „Bürokratieabbau als echtes Konjunkturprogramm“ sowie die Beibehaltung der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. „Die 7 % jetzt in Frage zu stellen, wäre eine Steuererhöhung zur Unzeit – zum Schaden von Unternehmen wie Gästen“.

In Sachen Personalmangel betonte Hartmann die Eigenverantwortung der Branche, sich als interessanter Arbeitgeber aufzustellen. „Wir müssen das Arbeiten in unserer Branche attraktiver machen: Durch passgenauere Angebote für die verschiedensten Lebensabschnitte.“ Gleichzeitig begrüßte er die Pläne der Bundesregierung zur Arbeitskräfteeinwanderung. Er mahnte jedoch auch an, dass nicht nur die rechtlichen, sondern auch die organisatorischen Grundlagen geschaffen werden müssen. Insbesondere die Visavergabe ist derzeit eine große Baustelle mit teils immensen Wartezeiten sowohl für Arbeits- als auch für touristische Visa. „Was wir angesichts von Personalmangel in den Betrieben einerseits und der großen Reiselust andererseits brauchen, ist eigentlich ein Visatransrapid. Derzeit haben wir bestenfalls den Bummelzug. Das muss sich schnellstens ändern“, so Hartmann.

Der BTW-Präsident kommentierte auch die jüngsten EU-Entscheidungen zum Einsatz nachhaltiger Flugkraftstoffe, die in dieser Form zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen zwischen EU- und Nicht-EU-Fluggesellschaften führen. „Emissionen werden kaum verhindert, sondern einfach verlagert. Wenn Langstrecken künftig nur noch über Istanbul oder Dubai führen, statt über Frankfurt und Paris, hilft das nicht dem Klimaschutz. Es schadet lediglich der Wirtschaftszone EU und unseren Betrieben. Hier muss nachjustiert werden!“

Hartmann schloss seine Rede mit folgenden Worten: „Die Tourismuswirtschaft muss sich wandeln. Wir müssen nachhaltiger werden. Wir müssen digitaler werden. Und wir sollten an mancher Stelle auch transparenter werden. Das müssen wir machen im Zusammenschluss mit der Politik, aber insbesondere auch mit allen Akteuren der Tourismuswirtschaft. Und zwar in einer Art, die der Relevanz des Reisens auch gerecht wird.“

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