Omios CPO teilt die größten Learnings aus der Krise
Wie manövriert sich ein Reiseunternehmen durch die Krise und passt sich an die nötigen Veränderungen an, um erfolgreich zu bleiben? Und wie begeistert man Talente, in einer Branche zu arbeiten, die zuletzt so gelitten hat? Als ich im Frühling 2021 als Chief People Officer bei der Berliner Reisebuchungsplattform Omio startete, war das Unicorn seit einem Jahr in der Krise: Kurzarbeit, Restrukturierung, der Verlust vieler guter Mitarbeiter:innen. Eine solide Krisenplanung und große Kosteneinsparungen schafften Vertrauen bei den Investoren, die 100 Millionen US-Dollar mitten in der Pandemie investierten.
Wie gelingt es nun, Mitarbeiter:innen mitten in einer Krise wieder einzufangen und zu motivieren, weiterzumachen? Als erstes ist es wichtig, einige

Dr. Barbara Zesik

Grundprinzipien aufzustellen, um den Teamzusammenhalt während solch einer herausfordernden Zeit zu stärken. Das bedeutet auch volle Transparenz in der Kommunikation: Regelmäßige und häufige Mitarbeiterkommunikation in Form mehrerer All-Hands-Meetings pro Woche mit konkreten Updates zum Umgang mit der kritischen Situation. Auch die Erstellung einer Roadmap, in der die unterschiedlichen Phasen der Krise früh definiert werden, ist unumgänglich: Dabei ist es wichtig, quasi in Real-Time zu verstehen, was passiert und zu akzeptieren, dass der Status Quo alles bisher Bekannte auf den Kopf stellt. Wichtig ist auch die Klärung operativer Fragen wie „Reichen die finanziellen Mittel?” und „Muss das Geschäftsmodell adaptiert werden, sodass das Unternehmen erfolgreich sein kann? Und wenn ja, wie?”

Wie schafft man es nun, neue Talente zu begeistern? Junge Unternehmen und Corporates gehen unterschiedlich mit Krisen um: Etablierte Firmen tun sich schwerer mit Veränderungen und versuchen oft krampfhaft, mit immer gleichen Mitteln ähnliche Probleme zu lösen. Gerade beim Thema Talent Management sind jedoch mehr Mut, die Dinge radikaler anzugehen und eigene Firmenkulturen zu entwickeln wünschenswert, anstatt große Vorbilder einfach zu kopieren. Denn der entscheidende Vorteil eines Scale-ups ist, dass Prozesse noch nicht festgefahren sind und es mehr Möglichkeiten gibt, Einfluss zu nehmen. Auf Unvorhersehbares kann so agiler reagiert werden.

Regelmäßige Teammeetings fördern auch die Kreativität und das Betriebsklima ( Foto:airbnb)


Auch das Thema ‘Purpose’ ist enorm wichtig: Zwar können große Firmen manchmal mehr Sicherheit geben, junge Firmen wie Omio bieten jedoch neben agilen Firmenstrukturen noch viel mehr Interessantes für aufstrebende Talente: Mitarbeiterentwicklung, Erfahrungen, Abenteuer und eine Kultur, die etablierte Unternehmen nicht bieten können… Der Aufbau einer Firmenkultur und eine Priorisierung auf die Zusammenarbeit und Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen stehen an erster Stelle: Braucht es ein neues Büro? Eine neue Teamaufteilung, Führungskräfte- und Management-Trainings, Remote & Flexible Working Policies? Wird den Mitarbeiter:innen die Gelegenheit gegeben, ein einzigartiges Produkt mitzuentwickeln? All das sind heutzutage wichtige Faktoren in der Employee Experience.

Und: Die Reiseindustrie, wie wir sie kennen, verändert sich. Und wie alles andere in dieser „Neuen Normalität”, halten die Herausforderungen nach wie vor an, denn es stehen viele Veränderungen bevor – vor allem im Bereich Flugreisen. Auch wenn es sich für ein Reiseunternehmen ungewöhnlich anhört: Die Reisebranche kann nicht wieder auf den Pfad von vorher zurück kommen, denn die Pandemie verstärkt positive Trends wie das Nachhaltigkeitsbewusstsein massiv. Immer mehr Reisende verzichten zum Beispiel auf den Flieger und satteln auf Bodentransport um. Und das vor der Diskussion um die Klimaberichte zurecht.

Um einen Shift in Richtung Bus und Bahn werden wir also nicht umher kommen. Das zeigt sich in der veränderten Einstellung der Verbraucher:innen und auch in den Ergebnissen der Omio-Umfrage zu den Themen Reise, Nachhaltigkeit und Sicherheit für diesen Sommer nach dem Lockdown: Jede:r Fünfte würde bis zu einer Stunde mehr Reisezeit in Kauf nehmen, wenn es dem Klima zugute kommt. Besonders umweltbewusst ist die Generation Z: Hier akzeptieren 69 Prozent der Befragten eine längere Reisezeit. Unter den 100 beliebtesten Reiserouten in Deutschland gibt es 15 Bahnverbindungen (rund 30 in der EU), die schneller sind als der Flieger bzw. nur bis zu eine Stunde langsamer.

Vor allem für die Reiseindustrie ist diese Zeit also eine einmalige Lerngelegenheit und für multimodale Plattformen wie Omio eine riesige Chance, eine Branche mitzugestalten, die sich im Umbruch befindet.

Dr. Barbara Zesik, Chief People Officer Omio
Barbara Zesik ist seit März 2021 Chief People Officer bei der Reiseplattform Omio. Sie ist verantwortlich für den gesamten HR-Bereich: Personal, Leadership und globale Organisationsentwicklung und verfügt über umfassende strategische, operative und Führungserfahrung bei Veränderungsinitiativen. Ein Fokus bei Omio liegt auf der Gewinnung neuer Talente sowie die Bindung und Förderung der Mitarbeiter:innen.

In ihrer Karriere als Personalerin arbeitete Barbara Zesik für verschiedene Blue-Chip-Unternehmen aus Branchen wie IT, Finanzdienstleistungen, FMCG, globale Mobilität, Bildung und digitalem Marketing. Für sie steht ein unternehmensorientierter und pragmatischer Ansatz für effektive und realistische Lösungen in der Organisations- und Managemententwicklung an erster Stelle. Von England aus für Omio tätig, ist Barbara Zesik Vordenkerin bei der Konzeption und Umsetzung von Strategien für Talent- und Kulturwandel.

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