von Eleonore Findling
Mitten auf dem Kurfürstendamm, zwischen Bleibtreu- und Schlüterstraße, befindet sich ein Hotel der Extraklasse. Es heißt MONDIAL, trägt vier Sterne im Signet und wurde 1982 als erstes barrierefreies Hotel eröffnet. Eigentümer ist der Sozialverband Deutschland. Doch das ist noch nicht alles. In diesem schönen Haus lebt Tradition. Wer könnte sie besser mit Inhalt erfüllen als der geschäftsführende Direktor Christian von Rumohr, der nicht nur selbst einen traditionsreichen Namen trägt, sondern auch auf berühmte Vorfahren zurückblicken kann. Während er durch die geräumigen, liebevoll eingerichteten Zimmer führt (75 hat das Haus, 22 davon sind sogar für Rollstuhlfahrer ausgestattet), erzählt er seine Geschichte.
Und die beginnt schon im 13. Jahrhundert, als der dänische König Anno 1263 seinem Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Vorfahren den Adelstitel verlieh. Viel später dann, zur Zeit Fürst Pücklers, machte ein weiterer Sproß der Familie von sich reden. Es war Carl Friedrich Ludewig, Freiherr von Rumohr, Kammerherr König Christian VIII. Er hatte sich Zeit seines Lebens intensisv mit der Kunstgeschichte des Mittelalters beschäftigt und ein vielbeachtetes Werk unter dem Titel “Italienische Forschungen” ver öffentlicht.
Als er 1843 in Dresden starb, ließ der dänische König ihm drei Jahre später auf dem Inneren Neustädter Friedhof ein Denkmal errichten, das folgende Inschrift trägt: “Dem geistreichen, kundigen Schriftsteller über Staats- und Lebensverhältnisse der Vor- und Mitwelt, dem Begründer eines tiefen Studiums der Kunstgeschichte des Mittelalters, dem vielseitigsten Kenner früher, dem edlen Forscher neuerer Kunst weihet dieses Denkmal Christian VIII., König von Dänemark.”
Entworfen hat das Grabmal der berühmte Architekt Gottfried Semper, der übrigens, wie Quellen übermitteln, ebenfalls ein großer Bewunderer des Kunsthistorikers war. Mit Unterstützung der Stadt Dresden wurde die Grabanlage 2010 restauriert und am Pfingstsonntag feierlich eingeweiht. Hausherr Christian von Rumohr, der die Hotelfachschule in Lübeck besucht hat, möchte möglichst viel vom Gedankengut seines berühmten Ahnherrn auf das MONDIAL übertragen. Inzwischen gibt es eine Rumohr-Gesellschaft, die sich mit dem geistigen Erbe beschäftigt.
In dem Buch “Geist der Kochkunst” wurden Gerichte aus jener Zeit zusammengetragen, von Skandinavien bis Italien. Und neue wurden kreiert. Fürst Pückler mit seinen berühmten Rezepten ist in diesem Hause ebenso allgegenwärtig wie der kunstbegeisterte Kammerherr Carl Friedrich Ludewig.
Wir sind eine kleine wertvolle Perle, die entdeckt werden will, sagt der Hotelchef nicht ohne Stolz und weist immer wieder auf schöne Details in den Gästezimmern hin, zum Beispiel auf die bestickte Bettwäsche, die so wunderbar zum gediegenen Mobiliar paßt. Und er ergänzt treffend: “Ein Designerhotel waren wir nie und wollen es auch nicht werden!”.