“Wir müssen dem aktuellen Druck standhalten und uns auf eine veränderte Weltlage einstellen. Darin besteht die Herausforderung heute”, sagte Rolf Freitag zum Abschluss des diesjährigen IPK World Travel Monitor Forums, das am 6. und 7. November in San Giuliano Terme bei Pisa, Italien stattfand. “Niemand weiß genau, wann das Ende der globalen Wirtschaftskrise erreicht sein wird und der Aufschwung beginnt “, warnte Freitag. Doch der IPK International-Präsident und CEO ist sich sicher: “Wir können auf die Elastizität der Tourismusmärkte bauen”.
Nach vier Jahren stabilen Wachstums noch bis in den Monat Mai 2008 hinein, ist die Nachfrage im Outbound Travel seit Juni dieses Jahres deutlich zurückgegangen. Einige Regionen meldeten ab September sogar negative Ergebnisse. Entsprechend herrschte bei den 60 Tourismusexperten aus etwa 30 Nationen im Pisa Forum Konsens: Für dieses Jahr ist beim internationalen Tourismus, das heißt im Gesamtvolumen der Auslandsreisen, mit einer Nachfragesteigerung von bestenfalls drei Prozent zu rechnen.
Es ist nicht zu übersehen: Wirtschaftskrise und Rezession haben die internationalen Reisemärkte erreicht. Zahlreiche Airlines und Tour Operators haben Kapazitäten für 2009 gestrichen. Die meisten Experten des Pisa Forums sind davon überzeugt, dass die Nachfrage nach internationalen Reisen im kommenden Jahr um etwa ein Prozent sinken wird. Gleichzeitig gehen sie davon aus, dass die aktuelle Krise nicht länger als zwölf Monate andauert.
Einigkeit herrschte im Forum darüber, dass sich in einigen Teilen der Welt bereits 2009 eine Erholung abzeichnen wird. Bei den Prognosen zum Aufschwung der Branche insgesamt ist jedoch Vorsicht geboten: Weder herrscht Klarheit angesichts der Ursachen der Krise, noch weiß man genau, wie sie sich auf das verfügbare Einkommen auswirken wird. Ein weiteres Problem für verlässliche Voraussagen sind die Ungewissheit bei der Entwicklung der Erdölpreise und Währungsschwankungen. Die Mehrheit der Konferenzteilnehmer in San Giuliano Terme erwartet erst ab 2010 wieder eine anziehende Konjunktur bei Travel und Tourismus. Neue Rekorde für 2011 und 2012 werden keineswegs ausgeschlossen.
Dies sind einige der wichtigsten Botschaften der Tourismusexperten aus aller Welt, die zwei Tage lang zum 16. Pisa Forum zusammenkamen. Ein weiteres Mal folgten sie damit der Einladung von IPK International, Gründer und Herausgeber des World Travel Monitor, und der ITB Berlin.
Die Trends der ersten acht Monate des Jahres 2008 auf den wichtigsten Quellmärkten für Outbound Travel in der Region ergeben für Europa einen Zuwachs von drei Prozent bei Reisen und Auslandsübernachtungen. Allerdings ist ein durchschnittlicher Rückgang von sechs Prozent in den Monaten Januar bis April auf knapp ein Prozent von Mai bis August festzustellen. Die Branche spiegelt damit die Folgen knapper Kredite, hoher Treibstoffpreise und der Finanzkrise wider.
Bei den Zuwächsen auf den europäischen Outbound Märkten liegen Russland (+15%) und Finnland (+9%) vorn. Norwegen und Spanien folgen mit je
drei Prozent weit abgeschlagen auf Platz drei. Frankreich schreibt, wenn auch als einziger europäischer Markt, mit vier Prozent geringerem Wachstum beim Outbound sogar negative Zahlen.
Trotz einer scheinbaren Trendwende seit dem Spätsommer meldet Corporate Travel einschließlich MICE in Europa für die Monate Januar bis August doppelt so hohe Zuwächse wie bei Urlaubsreisen (+8% Corporate, +4% Holiday). Gleichzeitig ging die Zahl anderer Privatreisen, darunter Besuche bei Freunden und Verwandten, um fünf Prozent zurück.
Die Entwicklung des Outbound auf anderen Top- und Wachstumsmärkten entspricht den europäischen Trends des Jahres 2008. Auffällig sind auch hier eine Verlagerung aus dem Segment Fernreisen hin zu Kurztrips, der Verzicht auf den Zweiturlaub und ein leichter Rückgang bei Low Cost Flugreisen zu Gunsten von Reisen mit Bus, Bahn und PKW.
Mit Ausnahme des Mexikotourismus (+5.6% im Juli) konnten die USA bei den internationalen Flugreisen in den ersten fünf Monaten des Jahres 2008 kaum Zuwächse verzeichnen. Reisen nach Europa gingen um vier Prozent, nach Kanada um fast fünf Prozent zurück. Andererseits boomte der kanadische Outbound Travel (+13%) nicht zuletzt wegen des günstigen US Dollar-Kurses zumindest bis August 2008.
Der Tourismus aus den lateinamerikanischen Quellmärkten, insbesondere Brasilien und Argentinien, erwies sich 2008 als robust. Allerdings wird auf Grund der Abwertung des brasilianischen Real für die letzten Monate bis zum Jahresende ein rückläufiges Wachstum erwartet.
In Asien – eine der Outbound Travel Regionen mit den weltweit höchsten Wachstumsraten 2007 – blieben die Ergebnisse deutlich hinter den Erwartungen zurück. Reduzierte Airline-Kapazitäten auf vielen Strecken und verstärkte Sicherheitsmaßnahmen während der Olympischen Sommerspiele in Peking, die die Visabeschaffung erschwerten und Touristen von Chinareisen abhielten, zeigten Wirkung. Weitere Negativfaktoren waren die Verteuerung der Reiseleistungen und gestiegene Lebenshaltungskosten. Für das Jahr 2008 erwartet IPK International in der Region einen Zuwachs von etwa drei Prozent und damit nur noch 50 Prozent des 2007 erzielten Wachstums. Hochgerechnet ergibt sich für Japan, Südkorea und Taiwan ein Nullwachstum bzw. ein rückläufiges Ergebnis.
Detaillierte Informationen zu den Trends der führenden und neuen Märkte in den ersten acht Monaten des Jahres 2008, Prognosen für 2009 und die Analyse der von den Teilnehmern des Pisa Forums identifizierten Chancen und Risiken stehen im ITB/IPK World Travel Trends Report. Dieser wird von der ITB Berlin in englischer Sprache herausgegeben und ist ab Ende November erhältlich und kann dann unter www.itb-berlin.com/Publications abgerufen werden. Mehr zum Thema erfahren Sie bei: Messe Berlin GmbH
Astrid Ehring, Pressereferentin
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