Einige Länder Lateinamerikas sind keine typischen Badedestinationen, verfügen jedoch über eine Vielfalt und Fülle an landschaftlichen und kulturellen Attraktionen. Gerade im Zeitalter des Erlebnistourismus bietet die lateinamerikanische Region optimale Reiseziele für die Erkundung von Land und Leuten. Profilierung der Destinationen und tourismusbezogene Auflösung der Ländergrenzen sind der Schlüssel zum Erfolg, so das Ergebnis des Lateinamerika-Forums am 6. März 2014 auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin.
Europäische Reisende suchen vermehrt die Kombination zwischen dem aktiven Erleben einer Destination und Entspannung. Schon aus Entfernungsgründen müssen die lateinamerikanischen Zielgebiete ihr individuelles Profil mit unterschiedlichen Reisemöglichkeiten am europäischen Markt etablieren. Eine Kooperation der Länder auf touristischer Ebene ist die Voraussetzung für einen gelingenden länderübergreifenden Tourismus. Davon profitieren nicht nur Regionen ohne Badeangebote – auch Länder mit Badestränden sichern sich damit die Chance auf Wiederholungsreisende. „Wenn dann noch ein verbessertes Streckennetz, insbesondere ein größeres Angebot an Direktflügen zu günstigeren Konditionen aus Europa, gewährleistet wäre, stünde einem stärker aufstrebendem Lateinamerika-Tourismus nichts mehr im Wege“, so das Fazit von Andreas M. Gross, dem Ersten Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika.

v.l.n.r.: Christián Lizana (LATAM Airlines Group), Debbie Feldmann (Turismo Chile), Moderator Andreas M. Gross (ArgeLA), Karin Luíze de Carvalho (Embratur/Brasilien), Jörn Krausser (Dertour)
Lateinamerika als Gesamtregion befriedigt das Bedürfnis nach einer Mischung aus Kultur, Natur, Abenteuer, Entspannung und Badevergnügen in unterschiedlichster Art. Destinationen mit Stränden an warmen Gewässern setzen jedoch oftmals nur auf dieses eine Produkt und positionieren sich am Markt als typisches Badeziel. Fast alle Länder Lateinamerikas (mit Ausnahme Boliviens und Paraguays) verfügen über weitläufige Strand- und Küsten-Landschaften. Doch die Kaltwasser-Gebiete südlich von Brasilien und Nordperu sind keine Badedestinationen, zumindest nicht für die Besucher aus fernen Ländern. Dafür bieten auch diese lateinamerikanischen Regionen ein reiches historisches und kulturelles Erbe, dazu die ganze Bandbreite von „Natur, Land und Leute“. Aber selbst kulturell und auch anderweitig interessierte Touristen wünschen sich zum Abschluss ihrer Reise häufig einen Badeaufenthalt. Die Entscheidung für ein Reiseziel ohne Strandangebote wird hierdurch schnell limitiert. Zudem überschreiten Anschlussreisen in Nachbarländer durch die Widrigkeiten wie hohe Flugkosten und mangelnde Transfermöglichkeiten das Zeit- und Finanzbudget. Im Gegenzug spricht ein Land, das über Bade- und Erlebnisangebote verfügt, langfristig gesehen Wiederholungs- und Rundreisende nur durch Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern und differenzierteren Inhalten jenseits des Beach-Erlebnisses an.
Die Podiumsgäste Debbie Feldmann (Turismo Chile), Jörn Krausser (Dertour), Christián Lizana (LATAM Airlines Group) und Karin Luíze de Carvalho (Embratur/Brasilien) waren sich einig: Verbesserte Transferangebote, günstigere Langstrecken- und Inlandsflüge, Erleichterung der Grenzformalitäten, Individualisierung der einzelnen Länder und eine Kooperation zwischen ihnen sind zwingende Voraussetzungen, um länderübergreifende Reisen mühelos zu ermöglichen und auf Dauer einen gedeihenden Lateinamerika-Tourismus zu garantieren. Lateinamerika muss am Markt verstärkt als Gesamtregion auftreten. Die Erfüllung der dafür notwendigen Anforderungen sollte für die Länder und Regionen ganz oben auf ihrer To-do-Liste stehen.
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten über 200 Gäste die angeregte Podiumsdiskussion am 6. März unter der Moderation von Andreas M. Gross. In Zusammenarbeit mit der Messe Berlin organisiert die Arbeitsgemeinschaft Lateinamerika e.V. im Rahmen des ITB-Kongresses alljährlich die Veranstaltung „Forum Lateinamerika“ mit Themen, die den Markt bewegen.