Die Geschichte und Gegenwart eines Traditions Hotels.
Am 22. März 1873 eröffnete in der Friedrichstraße zwischen Behrenstraße und Unter den Linden die „Kaiser-Galerie“ – Berlins erste und viele Jahre größte Einkaufspassage (130 Meter lang). Wilhelm I. und Gattin kamen eigens zur Eröffnung und in ihrem Gefolge zahlreiche Hochwohlgeborene – kein Wunder: Der Kaiser feierte an diesem Tag seinen Geburtstag.

Die Lobby des Grand Hotel Berlin mit der grandiosen Freitreppe


Nach dem 2. Weltkrieg war die Passage zerstört, und die Ruine abgetragen. Erst in den 80-er Jahren wurde das Areal wieder richtig bebaut Ein Architekten-Kollektiv unter Führung von Professor Ehrhardt Gißke war mit der Planung und Realisierung des Grand Hotels Berlin betraut, das schließlich am 1. August 1987 eröffnete. Ein Luxushotel im Ausmaß der einstigen Galerie und mit an sie erinnernden In- und Außenelementen – so die (gläserne) Kuppel oder die Einhaltung für die für den Prachtboulevard Unter den Linden festgelegte Traufhöhe. Doch auch andere Elemente der Berliner Architekturgeschichte fanden Eingang, so eine Reminiszenz an den legendären Wintergartens des Hotels Central am Bahnhof Friedrichstraße. Ab sofort konnte der Hotelgast im Wintergarten im Bademantel frühstücken und im benachbarten Wellness-Bereich entspannen. Eine kleine Drehtür an der Ecke Friedrich-/Behrenstraße erinnert an den dort gelegen Eingang der „Kaiser-Galerie“ und war bis zur Renovierung VIP-Eingang der Luxusherberge. Rund 200 Millionen DM soll die „Devisenschmiede“ – der ehemaligen DDR eingebracht haben -eine Zahl die allerdings nicht verbürgt ist. Sicher allerdings ist, dass in der Nobelherberge nicht die DDR-Mark Zahlmittel war, sondern „Westgeld“. Das schränkte den Gästekreis erheblich ein. In den Außengastronomien war aber die DDR-Mark Zahlungsmittel. So konnte man in „Die goldene Gans“, im „Café Bauer“, im „Forellen-Quintett“ oder im „Stammhaus“ genießen – mit einer Einschränkung: Die Preise lagen jedoch weit über den landesüblichen. So kostete die Tasse Kaffee im Café Bauer 8 DDR-Mark, für eine Gans für 4 Personen zahlte man in der Goldenen Gans 240 Ost-Mark.

Die Freitreppe in der Lobby wird oft als Showtreppe genutzt und gefilmt


Die Übernachtungspreise übrigens reichten von 275 DM im Einzelzimmer bis zu 3600 DM in einer Suite. Damals sorgten sich rund 900 Mitarbeiter um das Wohl der Gäste, heute sind es knapp 150. Zwölf Mitarbeiter, die damals am 1. August 1987 antraten, sind immer noch dabei. Dass der Staatsratsvorsitzende der DDR, Erich Honecker, an der Eröffnung dabei war, ist eine Legende; sicher aber ist, dass er einige Tage vor der Eröffnung das Haus besichtigte.
Nach der Wende übernahm die Maritim Hotelgruppe das Management, und nach einem Zwischenspiel übernahm 1997 der amerikanische Hotelkonzern Starwood das Haus und führt es seither unter The Westin Grand. Vor einigen Jahren erfolgte auch ein Eigentümerwechsel. Seither gehört es zum US-amerikanischen Unternehmen Blackstone, das eine Generalrenovierung, 2008 vollende,t vornahm. In diesem Rahmen stieg die Zahl der Gästezimmer von 358 auf 400. Die Außengastronomien wichen hochwertigen Läden, und auch das einstige Fine Dining Restaurant „Le Grand Silhouette“ ist Geschichte. Stattdessen wartet nun das „Relish“ in der Lobby auf seine Gäste.

Bud Spencer bei seinem Eintrag im Goldenen Gästebuch


Das Luxushotel mit der einzigartigen Freitreppe beherbergte in seinem ersten Vierteljahrhundert zahlreiche prominente Gäste.- vier Gästebücher legen davon Zeugnis. Vom japanischen Kaiserpaar bis hin zu Peter Falk, Peter Ustinov, Larry Hagmann und Bud Spencer. Pamela Anderson entzückte die Fotografen, und auch Nadja Auermann, Michelle Hunzicker. Plácido Domingo, Anna Netrebko, Rollando Villazón, Mireille Mathieu, David Garrett, Thomas Gottschalk, um nur einige zu nennen, wohnten hier. Stets war und ist das gehaltvolle Haus darüber hinaus eine eindrucksvolle Kulisse für zahlreiche nationale und internationale TV- und Spielfilmproduktionen, aber auch für Modeschauen.
Anlässlich des 25. Geburtstags des Hotels eröffnete Generalmanager Rainer Bangert eine kleine Ausstellung zu Geschichte und Gegenwart des Hauses in der Friedrichstraße. Originale wie die Speisekarte des verblichenen Le Grand Silhouette, das Menü des Stop over des legendären Orient-Expresses im Grand Hotel im Jahre 1988 (auf einer Porzellan-Tafel), die damaligen Verhaltenkodecis „Unsere Verhaltensgrundsätze“ und „Der gute Ton der Mitarbeiter im Hotel“ sind ebenso zu sehen wie eine digitale Fassung des DEFA-Films über den Aufbau des Hauses, das schon kurz nach seiner Eröffnung Mitglied der luxuriösen Hotelvereinigung „The Leading Hotels of the World“ wurde. Eine Fotogalerie, vorwiegend mit Prominenten, die in dem Haus wohnten, rundet das Ganze ab. Ein Highlight ist sicherlich eines der vier Gästebücher – allerdings und verständlicherweise jetzt ausgelegt unter einer Glasvitrine.
Die Exposition übrigens ist noch bis zum 30. September zu sehen.
Fotos aus Geschichte und Gegenwart des Hotels: Udo Rößling

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