von Fritz Springer

Ein Bespiel auch für deutsche Städte !
Die Stadt Chattanooga setzt konsequent auf Umwelt- und Klimaschutz. Besucher erleben, wie eine amerikanische Metropole auf Grün schaltet – und damit in Zeiten der Finanzkrise auch wirtschaftlich ihre Zukunft sichert. Chattanooga traf seine Wahl für die Umwelt lange vor dem Finanzdebakel. Eisen, Kohle und Stahl hatten die Stadt am Tennessee River groß gemacht. Doch der Preis war hoch. Straßenlaternen leuchteten rund um die Uhr, weil der Smog alles in einen giftigen Nebel tauchte. Im Jahr 1969 bescheinigte der amerikanische Kongress den Chattanoogans, die schlechteste Luft der USA zu atmen. Aus dem Fernsehen erfuhren sie es und waren entsetzt, wie tief ihre Stadt gefallen war. Bürgerinitiativen formierten sich über Nacht. Dann der Niedergang der Montanindustrie: Eine Gießerei nach der anderen entließ ihre Arbeiter; die Hochöfen erloschen. Eine Stadt sah ihre Lebensgrundlagen zerbrechen, blickte nach dem Ökoschock nun auch wirtschaftlich in den Abgrund. Ron Littlefield, damals junger Stadtplaner frisch von der Universität, heute der Oberbürgermeister, hat niemals vergessen, was Chattanooga damals lernen musste: „Geld ist wichtig, aber nicht alles – und nichts mehr wert, wenn die Umwelt zugrunde geht.“

Heute wählen amerikanische Zeitschriften Chattanooga regelmäßig unter die Städte Amerikas der höchsten Lebensqualität. Seine 500 000 Einwohner im Stadtkern und den Vororten genießen gute Schulen und Krankenhäuser. Die Lebenshaltungskosten liegen zehn Prozent unter dem Landesdurchschnitt. In die Wertung gehen aber auch saubere Luft und intakte Landschaft gewichtig mit ein. Chattanooga gilt heute als eine der schönsten und saubersten Städte der USA. Adler kreisen über dem Tal des Tennessee River, wo sich früher der Smog staute. Aus einem Industriemoloch wurde eine Destination, die in den Katalogen europäischer Reiseveranstalter bei in kaum einer Südstaatenrundreise fehlt. Die 40 Jahre vom ökologischen Kollaps zum touristischen Traumziel sind eine Erfolgsgeschichte der vielen kleinen Schritte. In einer Zeit, als noch kaum jemand von Umweltschutz sprach – und schon gar nicht vom Weltklima –, begriff Chattanooga die Natur als seine Schicksalsfrage. Sofort nach dem niederschmetternden Fernsehbericht investierte die örtliche Industrie Millionen in Rußfilter für ihre Schlote.

In den Parks der Stadt, jahrelang vernachlässigt, machten sich Gärtner ans Werk. Ein Netz von „Pathways“ entstand: Fuß- und Radwege, die aus grünen Inseln ein Netz schufen, das sich wie eine neue Lunge über die Stadt legte, mit dem mittlerweile 20 Kilometer langen Riverwalk am Flussufer als schönste Strecke. Haus für Haus wurde die Innenstadchattanooga2.jpgt renoviert, bald verschwanden die letzten zugenagelten Ladenfenster.Mit dem Tennessee Aquarium setzte Chattanooga im Jahr 1992 einen neuen Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Das größte Süßwasseraquarium der Welt am Tennessee River zeigt die Biotope aller Gewässer von Tennessee mit ihren Pflanzen und Tieren. Fast jedes Schulkind aus Chattanooga hat dort von Biologen gehört, wie wichtig der Schutz der Natur ist – nicht wissenschaftlich abgehoben, sondern ganz anschaulich.

Engagierte Bürger treffen sich am liebsten im Auditorium des Aquariums, etwa die Friends of the Moccasin Bend, die jetzt durchgesetzt haben, dass die Halbinsel in der Flussschleife gegenüber der Innenstadt zum Nationalpark erklärt wird. Eine Wildnis vis-a-vis vom Stadtzentrum mit dem höchsten Status aller amerikanischen Naturschutzgebiete – das hat keine andere Großstadt in den USA. Wanderwege durch den subtropischen Dschungel müssen zwar erst noch angelegt werden. Bis dahin erlebt man den jüngsten Nationalpark der USA vom Fluss aus: auf Schiffsexkursionen in die Schlucht Tennessee River Gorge, den „Grand Canyon von Tennessee“. Robert Stanton, während der Clinton-Präsidentschaft der 15. Direktor aller Nationalparks der USA und erster Bürger dunkler Hautfarbe in dieser Spitzenposition, kam ins Aquarium, um die Neugründung zu würdigen. Angetan war er nicht nur von diesem Erfolg, sondern von der Stadt überhaupt, in seinen Augen „ein Vorbild für das ganze Land im Umweltschutz.“

Chattanooga hat das über lange Jahre zubetonierte Flussufer im Zentrum aufwändig renaturiert. Dem Tennessee Aquarium schließt sich jetzt mit der Riverfront eine schöne Uferzeile an, die bis ans Wasser führt und jedes Jahr im Juni zum Riverbend-Stadtfestival für Kunst, Musik und Natur Hunderttausende anzieht. Andere Abschnitte des Ufers wurden zu Sumpfland zurückgebaut und bilden jetzt Feuchtbiotope mitten in der Großstadt. Was im Südosten von Tennessee alles kreucht, fleucht und blüht, sehen Besucher im Chattanooga Nature Center. Holzstege führen über das nasse Schwemmland, und Kinder klettern in Baumhäuser, die ohne einen Nagel auskommen.
Ein Teil der Riverfront ist den Cherokee gewidmet. Ihr Häuptling John Ross, zu sieben Achteln schottischer Herkunft, gründete an dieser Stelle Chattanooga 1813 als Handelsposten. Schon bald aber traten die Cherokee von hier aus ihren Trail of Tears an. Die grausame begann 1830 und endete für viele von ihnen tödlich. Ungeschehen machen kann Chattanooga das Verbrechen an seinen Ureinwohnern so wenig wie eine der größten Schlachten des amerikanischen Sezessionskriegs, die im September 1863 mehr als 32 000 Opfer forderte und den wichtigen Eisenbahnknoten des Südens in die Gewalt der Nordstaaten brachte. Verdrängen aber wollen die Bürger das einschneidende Kapitel ihrer Geschichte nicht. Im Herzen ihrer Stadt, in einer Unterführung zur Riverfront, erzählen sie von den Traditionen der Cherokee, und vor dem Aquarium steht ein Denkmal für alle indianischen Vorfahren. Einige von ihnen konnten sich vor 180 Jahren verstecken und vermischten sich bald mit Europäern. Viele Chattanoogans sind heute mindestens in dem Maße Cherokee, wie es John Ross einst war.

Militär Park
An die Schlacht erinnert die riesige Fläche des Chickamauga and Chattanooga National Military Park, des ersten und größten amerikanischen Nationalparks für Militärgeschichte. Das Naturschutzgebiet Moccasin Bend wird diesem Areal angegliedert. Die Konföderierten hielten noch bis November 1863 den Lookout Mountain, bis sie sich in der „Schlacht über den Wolken“ auch dort geschlagen gaben. Kanonen aus dem Sezessionskrieg stehen noch am Ort des Geschehens im Point Park; ein kleines Museum erklärt die Zusammenhänge.

Lookout Mountain ist weiterhin das Wahrzeichen von Chattanooga. Der mehr als 160 Kilometer lange Hausberg flankiert die Stadt an seinem höchsten Scheitelpunkt, dort wo er zum Tennessee River steil abfällt. Auf dem bis zu 729 Meter hohen Grat finden sich seit sieben Jahrzehnten Touristenattraktionen, die ohne Umweltverschmutzung und Energieverschwendung auskommen: In den Rock City Gardens wandert man zwischen riesigen Felsen durch einen der schönsten Gärten der USA und hat vom gigantischen Granitblock Lovers Leap freien Blick auf sieben US-Staaten. Von dort oben stürzte sich der Sage nach eine Indianerschönheit aus Liebeskummer in den Tod. Tief unter dem Berg donnert am Ende eines unterirdischen Wanderwegs mit Ruby Falls der größte bekannte Höhlen-Wasserfall. Das Auto kann im Tal stehen bleiben. Eine alte Standseilbahn, Incline Railway, pendelt den Berg auf und ab – mit zwei Waggons an einem Drahtseil, die miteinander Gegengewichte bilden und so die steilste Schienenstrecke der Welt mit geringstem Energieeinsatz bezwingen.

Autofahrer müssen sich in dieser Stadt auf eine vermeintlich unamerikanische Überraschung gefasst machen: Markierungen auf Parkplätzen “Low Emission Vehicles“. Wer mit einem Geländewagen daher kommt, hat das Nachsehen, denn auf solchen Flächen dürfen nur Autos mit geringem Benzinverbrauch stehen. Viele Chattanoogans verzichten auch im Tal aufs Auto und nehmen den Chattanooga Electric Shuttle. Die wendigen Elektrobusse surren seit 1992 fast geräuschlos zum Nulltarif durch die Innenstadt. Die Akku-Gefährte wurden zwar bereits vor 20 Jahren in Chattanooga entwickelt. Jim Frierson, Leiter eines Forschungsinstituts für Zukunftsantriebe an der University of Tennessee in Chattanooga, hält sie aber keineswegs für veraltet: „Es handelt sich um eine einfache, aber ausgereifte Technologie. Wir haben einen riesigen Schatz von Forschungsdaten gesammelt, die jetzt auch andere Städte nutzen können.“ Eine Million Fahrgäste jährlich nutzen den Electric Shuttle. Die Universität forscht indes an der zweiten Generation der Brennstoffzellen. „Im Silicon Valley in Kalifornien wurde die Technologie bis zu einer Leistung von fünf Kilowatt entwickelt“, erklärt Jim Frierson, „wir steigern sie jetzt auf 100 Kilowatt“.

Auch mit ihrem Kongresszentrum setzt die Stadt neue Standards. Der Komplex wurde, für die USA keineswegs eine Selbstverständlichkeit, nicht nur perfekt wärmegedämmt. Darüber hinaus beleuchtet Tageslicht aus Deckenfenstern die Hallen; das elektrische Licht kann meistens ausgeschaltet bleiben. Dies ist eigentlich eine nahe liegende Idee, aber Chattanooga hat sie erstmals in die Wirklichkeit umgesetzt. Die Lastwagen der Stadtverwaltung fahren zu 20 Prozent mit Biodiesel – und der wird ausschließlich aus der Zellulose von Ernteresten gewonnen. Damit folgt Chattonooga einer Initiative des Gouverneurs von Tennessee Phil Bredesen, die den Missbrauch von Lebensmitteln für die Spritproduktion in seinem Bundesstaat unterbindet. Wer genau hinschaut, erkennt auch an jeder Straßenampel, dass in Chattanooga etwas anders ist: Was als ein flächiges Grün, Gelb oder Rot erscheint, setzt sich aus vielen kleinen LED-Leuchtpunkten zusammen. Allein damit ist es der Stadtverwaltung gelungen, jährlich mehr als 80 000 Dollar an Stromkosten einzusparen.

Chattanooga gehört zu der Gruppe amerikanischer Großstädte, die sich nicht mit der Weigerung des Präsidenten Georgia W. Bush abgefunden haben, das Kyoto-Protokoll für Klimaschutz zu unterzeichnen. Amerikanische Bürgermeister haben sich am 16. Februar 2005 – dem Tag, an dem das Abkommen ohne die USA in Kraft trat – verpflichtet, die Standards für ihre Städte umzusetzen. Mehr als 800 Stadtoberhäupter, die fast 80 Millionen Amerikaner repräsentieren, haben inzwischen unterschrieben. Auch Ron Littlefield hat versprochen, den Ausstoß seiner Stadt an Treibhausgasen bis 2012 um sieben Prozent unter den Stand von 1990 zu reduzieren. Die Bürger können sich online verpflichten, das „Versprechen des Oberbürgermeisters“ in ihrem Leben zu erfüllen: zum Beispiel, indem sie beim Einseifen in der Dusche nicht mehr das Wasser laufen lassen und Glühlampen gegen Energiesparlampen austauschen. Den meisten Europäern mag das selbstverständlich erscheinen. In den USA jedoch ist es sehr ungewöhnlich, dass eine ganze Stadt sich dem Umwelt- und Klimaschutz verpflichtet.

Oberbürgermeister Littlefield berief eine Expertengruppe, und seit Frühjahr 2008 arbeitet sein Green Committee einen Aktionsplan aus. Gesucht werden neue Wege des Umweltschutzes; mehr als tausend Vorschläge gingen dort in nur drei Monaten ein. Das Nervenzentrum der Bürgerinitiative mit Bürgermeistersegen ist eine städtisch-private Planungszentrale, das Design Studio. Dort treffen sich regelmäßig die Mitglieder des Green Commitee, um vor einer großen Pinnwand Pläne zu schmieden und abzuhaken, was schon umgesetzt wurde. Gene Hyde, Stadtförster und ehrenamtlicher Vorsitzender des Green Committee, setzt sich dort jeden Morgen um fünf Uhr an seinen Schreibtisch, kümmert sich danach hauptberuflich um die Aufforstung des Stadtgebiets, nur um dann bis tief in die Nacht hinein wieder im Design Studio neue Ideen zu entwickeln. „Bei uns arbeiten nicht nur Leute wie ich, die gerne mal einen Baum umarmen, sondern Menschen aus der Mitte der Community“, sagt der Forstmann ohne grünen Rock und Hund. Die Stadt zieht mit: Zu einem Bürgertreffen über die ökologische Zukunft im August 2008 kamen mehr als 500 Menschen, bewegt von der Sorge um die realen Lebensgrundlagen.
Auch andere Städte der USA engagieren sich für den Umwelt- und Klimaschutz. Bob Doak, Chef der Tourismuswerbung von Chattanooga, sieht aber einen Unterschied: „Wir sind vielleicht nicht allen voraus, aber niemand hat ähnlich große Fortschritte gemacht.“ Bob Doak schaudert es beim Rückblick. „Chattanooga wäre vor 40 Jahren beinahe gestorben. Wir hatten nichts mehr. Es gab keinen Grund, abends in die Stadt zu gehen.“

Heute reiht sich ein Restaurant an das andere, Mikrobrauereien erzeugen Bier aus ökologischen Zutaten ,Theater bieten Broadway-Shows und das Hunter Museum of American Art zeigt in einem imposanten Neubau auf einem Fels über dem Fluss die größte Sammlung amerikanischer Kunst in den Südstaaten. Manchen Besuchern erscheint die blitzsaubere Stadt wie Disneyland. Bob Doak sagt dann: „Sie können zwar auch bei uns Ihre Kinder sicher auf eigene Faust losziehen lassen. Und doch sind wir kein Vergnügungspark, denn bei uns ist alles echt.“

Umweltschutz beginnt bekanntlich im Kleinen. Die Broad Street, eine alte Geschäftsstraße entlang dem alten, zum Chattanooga Choo Choo Holiday Inn umgebauten Bahnhof, hatte der Aufschwung der Innenstadt noch nicht erreicht. Statt nun aber auf reiche Investoren zu setzen, engagiert sich die Bürgerinitiative Green Spaces in der Arbeit mit einzelnen Hausbesitzern. 20 Gebäude sollen so renoviert werden, dass sie ehrgeizigen Standards für Wärmedämmung und Energieeffizienz genügen. Der Ingenieur Jeff Cannon und die Innenarchitektin Anj McClain beraten die Menschen, wie sie mit wenig Geld Erdwärme und Sonnenkollektoren nutzen. „Wir sagen ihnen, was sie beim Bauen konkret umsetzen können.“ Dass sogar in Abfall Schönheit stecken kann, beweist McClain mit dem Regal und dem Tisch im Büro: Beides hat sie aus Resthölzern einer Tischlerei zusammengefügt. Eine Stiftung finanziert diese Stadtsanierung im Graswurzel-Stil, die so gar nicht in die Welt der Finanzinvestoren passt. Das Ladenlokal des Büros steht allen Besuchern offen, die sich Ausstellungen über ökologisches Bauen anschauen oder einfach nur im Gespräch erleben wollen, dass es auch ein anderes Amerika gibt: ein Amerika,  das mit den Analysten der Wallstreet niemals viel im Sinne hatte.

CIA
Diesem Amerika fühlen sich auch die Schwestern Moses zugehörig. Susan Moses ist eine CIA-Agentin – und zwar Absolventin des Culinary Institute of America in New York City, einer der führenden Akademien für Küchenchefs. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sarah und der Mutter Maggie hat sie das erste, seit 2007 von einem amerikanischen Zusammenschluss umweltbewusster Restaurants als „grün“ zertifizierte Restaurant in Chattanooga aufgebaut. Das 212 Market Restaurant, in Sichtweite vom Tennessee Aquarium gelegen, kredenzt beste Weine aus ökologischem Anbau. Auf den Tisch kommen giftfrei und ohne Gentechnik angebaute Köstlichkeiten aus Tennessee: Tomaten in allen Farben, Paprika, das für die Südstaatenküche typische Okra-Gemüse und sogar Feigen. Das Restaurant heizt mit Sonnenkraft und betreibt so auch seine Klimaanlage, deren Filter aus Altpapier gefertigt sind. Giftige Putzmittel wird man hier nicht finden, die Seife im Bad ist organisch.

Sally kommt von ihrer Farm mit dem Fahrrad zur Arbeit in die Stadt – auf einem der vielen Rad- und Wanderwege, die sich um die Stadt spinnen. Man isst von Tellern aus Porzellan und trinkt aus Kristall. „Wir haben Recycling praktiziert, als noch kaum jemand daran auch nur dachte“ erzählt Sally aus der Zeit um 1995. „Restaurants produzieren nämlich sagenhaft viel Müll“. So ganz frei machen kann sich allerdings auch ein grünes Restaurant nicht von der amerikanischen Wegwerfkultur – aber man arrangiert sich. Gerichte zum Mitnehmen und für den Partyservice, oftmals für bis zu 1000 Personen, serviert auch das 212 Restaurant auf Wegwerfgeschirr und verpackt es in Einwegbehältern mit Wegwerfbesteck. Dies alles aber ist aus Maisstärke gefertigt – aus einem Material, das sie sich auf der Müllkippe binnen kurzer Zeit zersetzt. „Schauen Sie mal“, sagt Sally mit einem völlig durchsichtigen Deckel eines Mitnahmebehälters in der Hand, „sogar der besteht aus Mais.“

Im August 2008 verkündete die Volkswagen AG, ihre Autofabriken in den USA würden in  Chattanooga gebaut. Chattanooga setzte sich damit gegen viele Konkurrenten durch – und dies auch mit seinem Ruf, besonders umweltbewusst zu sein. Volkswagen wird in Chattanooga besonders sparsame Autos bauen und findet mit Chattanooga die Stadt, die diesem Image perfekt entspricht. Ab 2011 sollen jährlich 150 000 Autos auf der Basis des Passat vom Band laufen, dann auch andere Modelle. 2000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Claude Ramsey, als County Mayor eine Art Landrat des Kreises Hamelton, in dem Chattanooga mit seinen Vororten liegt, sieht eine direkte Verbindung zwischen Umweltbewusstsein und der Ansiedlung von Volkswagen: „Unsere Botschaft ist dieselbe. Wie der Volkswagen-Konzern stehen wir für Effizienz, Solidität und sensiblen Umgang mit natürlichen Resourcen“. Für Ron Littlefield, den Oberbürgermeister der Stadt, ist die Ansiedlung von Volkswagen einer von vielen Beweisen, dass Umweltschutz sich wirtschaftlich auszahlt. Im Schlussrennen um die Eine-Milliarde-Dollar-Investition habe Chattanooga mit mindestens einem Konkurrenten gleichauf gelegen, der genauso viel Geld eingesetzt hatte und die „harten Kriterien“ gleichfalls erfüllte. „Volkswagen hat uns dann gesagt, dass die Umwelt den Ausschlag gegeben hat; Umweltschutz wurde damit zum harten Faktor einer Industrieansammlung.“ So gewinnt Chattanooga 2000 Arbeitsplätze. Andere Unternehmen folgen, so auch der Kraftwerksbauer Alstom: „Denen waren unsere Wanderwege so wichtig, dass sie nur kommen wollten, wenn wir das neue Werksgelände an das grüne Netz anschließen. Das machen wir natürlich.“

Auch an Chattanooga geht allerdings die jüngste Welt-Finanzkrise nicht spurlos vorbei. Einige Bürger haben ihr Geld verloren, andere ihre Häuser und manche bangen um ihren Arbeitsplatz. „Das ist schlimm genug“, sagt Ron Littlefield, „aber die große Blase der Immobilienspekulation, die ganze Stadtteile zerstört, hat es bei uns nicht gegeben.“ Ohne die Lage schönreden zu wollen, spürt er doch eine gewisse Erleichterung: „Noch vor kurzem wurde der Stadtrat kritisiert, weil wir das Geld der Steuerzahler angeblich nicht kreativ genug angelegt hatten. Jetzt sind wir heilfroh, dass wir den sicheren Weg gegangen sind.“

Aber kann sich Chattanooga seinen Einsatz für Klima und Umwelt auch weiterhin leisten? Auch in Chattanooga sind Banken in Schieflage geraten. „Aber ja doch,“ sagt Ron Littlefield, „wir halten Kurs und das jetzt umso entschlossener.“ Die Stadt könne jetzt Wissen aus vier Jahrzehnten einsetzen, das sich andere Städte erst noch erarbeiten müssen. „Damals haben wir gelernt, dass die Grundlagen für Leben und Wohlstand nicht in Banktresoren liegen, sondern in der Natur – und dass wir Wasser, Böden und Luft schützen müssen. Das haben wir getan und gerade jetzt werden wir von diesem Pfad keinen Schritt mehr abweichen.“

Kostenlose Reiseinformationen: Tennessee Tourism, Horstheider Weg 106a, 33613 Bielefeld, Deutschland, Tel. 0521-986-0415, www.tennessee.de.

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