Das neuerliche Hin und Her um die Vergabe der Bundesligaübertragung im Free TV zeigt, dass der Fußball in Deutschland immer mehr zu einer Marke „verkommt“. Und die Vermarktungsmaschinerie läuft gut. Immer neue Arenen werden gebaut – größer, teurer und moderner. Doch wer will das überhaupt? Im Zuge der Vermarktung und Modernisierung steigen die Ticketpreise weiter an. Der Stadionbesuch allgemein wird teurer. So stieg der Durchschnittspreis in der abgelaufenen Saison im Vergleich zu der davor von 18,63 € auf 18,91€. Eine Steigerung von 1,5 Prozent. In der zweiten Liga stieg er sogar um 9,6 Prozent. Und wer kann schon von sich behaupten sein Gehalt im gleichen Zeitraum um ein Zehntel erhöht zu haben. Der Bundesligist Schalke 04 führt dieses Jahr die Statistik der teuersten Dauerkarte an. In der besten Kategorie verlangt der „Arbeiterverein“ aus dem Ruhrpott 901€ für eine Saisonkarte.
Diesen Trend sieht auch Stefan Trauernicht. Er ist Geschäftsführer der Tours’n Trends GmbH und beschäftigt sich seit 1994 mit Fußballreisen. „Alls wird teurer doch nichts wird wirklich besser, schon gar nicht der Fußball selbst.“
Beim Champions League Finale 1997 konnte er seinen Kunden ein gutes Angebot unter-breiten. Für das Spiel Borussia Dortmund gegen Juventus Turin verlangte der Veranstalter damals umgerechnet rund 40€. Für das Finale 2008 musste der Fan schon 230€ aufbringen – in der gleichen Kategorie 1.
Aufgrund der immer weiteren Steigerung der Kosten weichen viele Fans auf die günstigeren Stehplätze in den Bundesligastadien aus. Aber in den neuen Arenen verschwinden diese Zusehens. Denn Sitzplätze bringen mehr Geld und erhöhen den Komfort argumentieren die Vereine in den Medien. Aber bei einem Blick in die Ostkurve des Berliner Olympiastadions zeigt, dass dort alle stehen wenn Hertha BSC spielt. Und in den meisten Stadien sieht es nicht anders aus.
In anderen Ligen wie zum Beispiel der Premiere League ist man schon ein paar Jahre weiter. Hier kostet eine Karte im Schnitt 2,5mal so viel als in Deutschland. Auch Stefan Trauernicht hat das bemerkt. Er sagt, dass es zwar Interesse an Komplettreisen mit Flug und Hotel gibt, die Nachfrage aufgrund der steigenden Preise seit 2002/03 aber stark sinkt.
„Sportreisen werden zunehmend eine exklusive Veranstaltung, Otto-Normalverbraucher können sich vieles nicht mehr leisten“, berichtet der Geschäftsführer aus Emden. Heute nutzen besonders Firmenkunden im Bereich von Incentivreisen seine Angebote.
Ein positiver Aspekt bleibt aber an den Preiserhöhungen. Die Vereine bauen Ihre Schulden ab. In der vergangenen Saison lagen diese bei allen 36 Proficlubs bei 599 Mio. Euro.
Immerhin eine Senkung um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Doch wer garantiert, dass die Fans bis zum Abbau der Schulden bereit sind die hohen Preise zu zahlen. Im europäischen Vergleich liegt die Bundesliga bei den Preisen ganz weit vorn. Aber Sie rückt Jahr für Jahr einen Schritt näher an die großen Ligen in England, Spanien oder Frankreich. Wobei diese Anpassung an Europa nicht immer gut sein muss. In den meisten Stadien Englands hört man die Fans klagen, dass keine Stimmung in den Stadien herrsche, weil sich viele die teuren Eintrittskarten nicht leisten können.
Die drei stärksten Treiber des Bundesliga-Interesses sind Spannung (69 Prozent), das Abschneiden des Lieblingsclubs (66 Prozent) und Unterhaltung (64 Prozent). So gibt es die DFL in Ihrem Bundesligareport von 2008 an. Das einzige was den Sport im Fernsehen vom Sport im Stadion unterscheidet ist die Unterhaltung. Unterhaltung findet aber nicht nur unten auf dem Platz statt. Sie ist auch untrennbar mit der guten Stimmung in den Fanblöcken, die sich oft auf das ganze Stadion überträgt verbunden. Und will die DFL auch in der kommenden Saison die Leute unterhalten, darf sie sich Ihre Basis nicht vergraulen. Vielleicht sollte der ein oder andere Funktionär einmal für ein Spiel seinen beheizten Ledersessel auf der Haupttribüne mit der Stehtribüne in der Kurve tauschen. In Gelsenkirchen könnte er dann immerhin 40 € sparen.