Starke Währung feuert Reise- und Shoppinglust der Brasilianer an – Schwache US-Wirtschaft hemmt Erholung des nordamerikanischen Marktes – Aktuelle Ergebnisse und Prognosen des Americas Travel Monitors
Zweigeteilte Entwicklung im Reisemarkt auf dem amerikanischen Kontinent: Während sich Nordamerika erst langsam von den Folgen der weltweiten Finanzkrise erholt, profitiert die Reiseindustrie in Südamerika von gestiegenen Ankünften. Zu diesem Ergebnis kommt der ITB World Travel Trends Report, der von IPK International im Auftrag der ITB Berlin erstellt wurde. Die Daten basieren auf einem Auszug des Americas Travel Monitor, der auf mehr als 100.000 Interviews in 13 Märkten in Nord- und Südamerika beruht.
Die schwache US-Wirtschaft erwies sich 2010 als einer der ausschlaggebenden Faktoren, die vor allem die Lust der
US-Amerikaner auf Reisen außerhalb des Landes empfindlich hemmte. Der Trend wird sich auch in 2011 nicht grundlegend verändern. Der Americas Travel Monitor erwartet deshalb nur ein leichtes Wachstum 2010, verbunden mit einer zurückhaltenden Prognose 2011. Dagegen stiegen die Vereinigten Staaten als ein gefragtes Ziel in der Gunst der Reisenden auf. In den ersten sieben Monaten 2010 legten die USA gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent zu, nachdem sie im Jahre 2009 noch einen Einbruch von fünf Prozent hinnehmen mussten. Zu dem positiven Ergebnis trugen nicht nur die beiden Hauptmärkte Kanada und Mexiko bei, sondern vor allem der enorme Anstieg von Reisenden aus Brasilien. Bereits 2009 verzeichneten die USA 16 Prozent mehr Reisende aus dem südamerikanischen Boom-Land, 2010 wurde diese Zahl mit zusätzlichen 40 Prozent weit übertroffen.
Dr. Martin Buck, Direktor des KompetenzCenter Travel und Logistics der Messe Berlin: „Erneut wird in den neuesten Erhebungen deutlich, wie flexibel die Menschen in den Vereinigten Staaten auf die jeweilige wirtschaftliche Situation reagieren und wie abhängig die Reiseindustrie insbesondere in den USA von der allgemeinen Wirtschaftslage ist. Auch in 2011 steht die US-Reiseindustrie angesichts der nach wie vor steigenden Arbeitslosigkeit und einer drohenden Schuldenkrise vor großen Herausforderungen“.
Die starke Währung ließ 2010 dagegen in Brasilien die Reiselust deutlich steigen. Das Land verzeichnete ein Wachstum von 26 Prozent bei Reisen in internationale Ziele. Angekurbelt wurde der Trend von vielen Brasilianern, die im Ausland studierten oder das erste Mal internationale Reisen unternahmen. Positiver Nebeneffekt für die Zielländer: Brasilianer entpuppten sich auf Reisen als äußerst spendabel. Die Reiseausgaben stiegen um 54 Prozent auf bis zu
11,5 Milliarden US-Dollar dieses Jahr. Getrieben von der eigenen starken Währung gaben brasilianische Reisende vor allem bei Reisen nach Miami im US-Bundesstaat Florida und in anderen Reisezielen in den USA ihr Geld aus. Ein ähnlich dynamisches Wachstum in Südamerika verbuchten auch die Argentinier, die ihre Reisetätigkeiten außerhalb des Landes um 34 Prozent steigerten, gefolgt von Kolumbien mit einer Erhöhung um zwölf Prozent.
Als weiteres attraktives Reiseziel wird Brasilien nach Einschätzung der Experten in der Gunst von Reisenden weiter zulegen. Dafür werden kommende Großereignisse wie die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 sorgen. Laut Angaben der World Tourism Organization (UNWTO) wuchs die Zahl der internationalen Ankünfte dieses Jahr bereits um 13 Prozent, gestützt von einem starken Inlandsreiseverkehr mit einem Anstieg von
26 Prozent. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Ankünfte in Südamerika 2010 um sieben Prozent.
Dementsprechend optimistisch blicken die Südamerikaner in die Zukunft. 37 Prozent planen mehr Reisen im nächsten Jahr, verglichen mit nur 22 Prozent der Nordamerikaner. 17 Prozent der Südamerikaner wollen ihre Reisen reduzieren, gegenüber 23 Prozent Nordamerikaner, die sich in ihren Reisen einschränken möchten.
Der ITB World Travel Trends Report 2010/2011 ist abrufbar unter www.itb-berlin.de. Er basiert auf Einschätzungen von 50 Tourismus-experten aus 30 Ländern, einer speziell von IPK durchgeführten Trendanalyse in den wichtigsten Herkunftsmärkten sowie auf Kerndaten des World Travel Monitor®, der als größte kontinuierliche Studie zum globalen Reiseverhalten aus rund 60 Herkunftsländern gilt. Diese Trendergebnisse zeigen Tendenzen auf, die sich in den ersten acht Monaten des Jahres 2010 abzeichneten. Die Jahres-endergebnisse inklusive aktueller Ausblicke für das Jahr 2011 werden am 9. März 2011 auf dem ITB Future Day im Rahmen des Kongresses in der Session “ITB World Travel Trends Report: Forecasting Global and European Tourism” von Rolf Freitag, CEO IPK International, vorgestellt.