Gewohnte Qualität im neuen Gewand: Vier Tage lang präsentierte der 20. Reisepavillon Aktuelles aus der Welt des nachhaltigen Reisens – im Jubiläumsjahr erstmals in Form eines Kongresses. Über 80 Referenten aus dem In- und Ausland waren nach Berlin gekommen, um interessante Projekte vorzustellen und neue Wege zu diskutieren.

Veranstalterin Anke Biedenkapp zeigte sich zufrieden: „Mit dem neuen Format sind wir auf dem richtigen Weg. Themenauswahl und Dramaturgie kamen bei allen Beteiligten gut an.“ Für Walter Krombach, Geschäftsführer der Willi-Scharnow-Stiftung lautete das Resumée der Jubiläumsveranstaltung: „Wenn es den Reisepavillon noch nicht gegeben hätte, dann hätte er jetzt erfunden werden müssen.“

Mit einer eindrucksvollen Bilanz der vergangenen 20 Jahre und einer spannenden Auftaktdiskussion startete der Reisepavillon im Bundespresseamt Berlin: Unter dem Titel „Tourismus auf dem (Klima-) Prüfstand“ diskutierten Dr. Kathrin Bürglen, Leiterin Marketingkooperation im Tourismus der Deutschen Bahn, der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung Ernst Burgbacher, der Europaabgeordnete Michael Cramer, Mitglied im Tourismus- und Verkehrsausschuss des EP, Prof. Dr. Stefan Gössling von der Universität Lund, Matthias von Randow, Direktor bei Air Berlin, und Dr. Peter Zimmer, Umweltreferent des Deutschen Reisebüroverbandes (DRV). Das größte Erstaunen erntete von Randow mit Auszügen aus einer Studie von oekom research, die Air Berlin eine hohe Effizienz seiner Luftflotte bescheinigt und mit der Bereitschaft, CO2-Kompensationen bei Online-Buchungen zu ermöglichen. Das Unternehmen wolle allerdings „nicht wahrgenommen werden als eines, das sich mit Nachhaltigkeits-Themen wichtig macht“.
Weniger überraschend und dennoch bemerkenswert war Bürglens Ankündigung, dass die Deutsche Bahn Mobilitätsangebote ausbaut, die ganz und gar CO2-frei sind.

Ebenfalls im Fokus des Reisepavillons standen die UNESCO-Welterbestätten. Bislang werde die Aufnahme in die Liste manchmal unterschätzt, so Stimmen aus den Diskussionsforen. Regionen wie das Wattenmeer könnten viel gewinnen, wenn die Auszeichnung vor Ort mehr als bisher als Wirtschaftsfaktor für eine nachhaltige touristische Entwicklung erkannt und für die Entwicklung und Vermarktung entsprechender Angebote genutzt werde. Geradezu dramatisch stelle sich die Situation für die antike Stadt Hasankeyf in der türkischen Provinz Batman dar – sie erfüllt neun von zehn möglichen Kriterien für die Ausweisung als UNESCO-Welterbe, soll aber einem Staudammbau zum Opfer fallen.

Wie gewohnt zeigte der Reisepavillon sein Gespür für Zukunftsthemen: Das auf den ersten Blick unspektakuläre Forum der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit “Fischen und Tourismus” vermittelte ein tatsächlich hochaktuelles Thema. Prof. Robert Arlinghaus von der Humboldt-Universität Berlin erläuterte die – ungeahnt – große ökonomische Bedeutung der Freizeitfischerei und was sie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Gewässern beitragen kann. Wichtig ist die Artenvielfalt aber auch über der Wasseroberfläche, denn hier wie da ermöglicht eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt attraktive touristische Angebote in den Zielgebieten.

Auf einen prägnanten Nenner brachte Freizeitforscher Prof. Dr. Hansrudi Müller die aus den Diskussionen resultierenden Forderungen: “Die touristische Angebote müssen enkelfähig gemacht werden”. Der Reisepavillon hat dafür seit Jahren einen essentiellen Beitrag geleistet – die Entstehung des forums anders reisen, die touristischen Projekte des WWF oder die ungezählten Kontakte zwischen Praxis und Theorie, traditionellen und nachhaltig orientierten Anbietern sowie kleinen NGOs und großen Reisekonzernen sind Beleg dafür.

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