Wolfgang Weiß
Wer unter der Hausnummer Kurfürstendamm 25 das Hotel Zoo sucht, wird wahrscheinlich erst einmal daran vorbeilaufen. Rechts von dem eher unscheinbaren und schmalen Hoteleingang befindet sich – im gleichen Gebäudekomplex – die Niederlassung des Parfüm- und Modekonzerns Hugo Boss. Links lockt der erste Apple-Store Berlins Interessierte aus Nah und Fern. Trotz seiner sieben Meter Höhe wirkt der Haupteingang des Hotels Zoo mit seinem massiven Natursteinportal bescheiden. Dieser erste Eindruck wird allerdings auf dem 22 Meter langen, ebenfalls schmalen, „Catwalk“ rasch korrigiert.
Unter einer mit Hand gearbeiteten Phantasiestuck verzierten Decke schreiten die Gäste über einen von Diane von Fürstenberg für das Hotel entworfenen jadegrünen Teppich, auf dem drei schleichende Leoparden – daher wohl die Bezeichnung „Catwalk“ – in Richtung Rezeption weisen. Der im alten Mauerwerk verankerte Rezeptionstresen aus Walnussholz vermittelt einen schwebenden Eindruck. Die rekonstruierten und wieder zum Vorschein gebrachten mehr als 100 Jahre alten Backsteinmauern im Eingangsbereich, in der Lobby und zum Teil auch in den Zimmern machen den besonderen Charme des Hotels aus.

Das Hotel Zoo am Kurfürstendamm Berlin


Von der Rezeption gelangt man nach rechts in das „Herzstück des Hotels“, wie Verkaufsmanager Tobias Graf den „Living Room“ bezeichnet. Er besteht aus einem sieben Meter hohen, durch bodentiefe Fenster Lichterfüllten Raum, in dem auf der einen Seite eine riesige überdimensionale Wohnungstür aus Walnussholz, der Gründerzeit nachempfunden von Art Department Studio Babelsberg, den Blick auf sich zieht. Gegenüber ist in der Wand ein offener Kamin eingelassen, durch dessen verglaste Rückwand man in den angrenzenden Wintergarten sehen kann. Vor dem gasbetriebenen und mit Echtholz dekorierten Feuerstellen des Kamins laden Sessel von Baxter und kleine Designe-Coffee-Tables zum Entspannen ein. Rote Samtsofas von George Smith, Wingchairs von Tom Dixon, Bücherregale und Reisesouvenirs aus aller Welt versetzen den Hotelgast in die kreative und weltoffene Atmosphäre eines Townhouses. Für die richtige Balance zwischen warmer Wohnlichkeit und klassischer Eleganz sorgte die US-amerikanische Designerin Dayna Lee. Hotelmitinhaber Manfred Weingärtner, so Informierte Tobias Graf habe die Designerin in LA kennen gelernt. Sie war für ihn die richtige Partnerin, um wichtige Eigenschaften eines eleganten Hotels, wie Emotionen und Geborgenheit, in Design umzusetzen.

Das Restaurant Grace


Der Verkaufsmanager gab einen kurzen Überblick über die Geschichte des Hauses am Kurfürstendamm 25, das nahezu unbeschädigt den Zweiten Weltkrieg überstanden hat. 1891 als Privatresidenz vom Architekten Alfred Messel (Pergamonmuseum) errichtet, wurde das Haus 1911 als Hotel umgewidmet. Hier feierte die reiche Berliner Bohème, der Absinth und Kokain keine Fremdworte waren, in den 20-ern und 30-ern rauschende und dekadente Feste. In den Jahren zwischen 1950 und 1970 diente es als offizielles VIP-Hotel der Berlinale, wo Stars, wie Romy Schneider, Grace Kelly, Gina Lollobrigida oder Hildegard Knef nächtigten. Drei Anwälte, die das Hotel von ihren Büros in der Meinekestrasse vor Augen hatten und schon frühzeitg dachten „das wollen wir besitzen“, sahen 2005 ihre Chance gekommen und kauften das Haus. Es wurde zunächst als Hotel weitergeführt, bevor es 2012 für zwei Jahre geschlossen und grundlegend umgebaut wurde.

Die Grace Bar


Erst Ende 2014 wurde das Hotel Zoo als Design-Hotel wiedereröffnet und fand allgemeine Anerkennung. „Wenn Kollegen begeistert sind, dann ist das schon was Besonderes“, ist sich Tobias Graf sicher. Er führt das auf den speziellen Privathauscharme in Stil der 20er, 30er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Leider habe der ehemalige Hotelbesitzer die alten „Geschichtsschätze“, wie Gästelisten mit Grace Kelly mitgenommen. An den weltberühmten Hollywood-Star erinnern heute Restaurant und Bar des Hotels, die den Namen Grace tragen. Der Zutritt zur Bar im Wintergarten ist nur Hotelgästen und einem begrenzten, sorgfältig ausgewählten Personenkreis möglich. Andere werden vom Security-Personal abgewehrt. Die Hotelgäste sollen sich sicher fühlen, auch das Fotografieren ist untersagt. Das angrenzende, erst in diesem Januar eröffnete Restaurant kann auch durch einen separaten Eingang vom Kranzlereck aus betreten werden. Es gibt keinen Mittagstisch, dafür aber ein spezielles Art-Dining am Abend. Stattdessen offerierte der Koch Marco Hendel Fingerfood vom Feinsten nach europäischen und asiatischen Geschmack.

Das Bad in einer Suite


Das Hotel wurde bei der zweijährigen Komplett-Renovierung um zwei Etagen aufgestockt, sodass alle Gebäudeteile jetzt sechs Stockwerke haben. In einem zweigeschossigen Anbau am Hinterhaus haben Meeting-Räume und das Restaurant Platz gefunden. Im Erdgeschoss und einigen der insgesamt 145 Zimmern in sieben Preis- und Qualitätskategorien sind die Original-Backsteinmauern von 1891 sowie auch alte Stahlträger freigelegt und in die neue Gesamtkonzeption des Hotel integriert worden. Keines der Zimmer und Suiten gleicht den anderen. Das ist vor allem der ursprünglichern Benutzung als Wohnhaus geschuldet, dessen Zimmer auch sehr unterschiedlich waren. Den Räumen wurde die alte Berliner Deckenhöhe von 3,80 Metern wiedergegeben und damit auch das besondere Charisma der Anfänge des 20. Jahrhunderts, freut sich Tobias Graf. Die Zimmergröße variiert zwischen 18 und bis zu 145 Quadratmetern und entsprechend auch die Preise (von 160 bis 700 Euro). Den Gästen stehen eine spezielle Badprodukt-Linie „Liquid Dreams“ aus Berlin und Handtücher, Bademäntel und Nachthemden des belgischen Studios Maison Martin Margiela zur Verfügung. Das Interieur der „Industrial Superior“ „Deluxe“ und „Grand Deluxe“ Rooms besteht je nach Ausstattung aus verschiedenen Bettenarten, Flachbildfernseher mit Apple-TV, Nespresso-Kaffeemaschinen oder freistehender Badewanne. Nostalgische Telefone mit Wahlscheiben gehören auch dazu. Highlight ist die 105 Quadratmeter große Penthouse Suite, die auf 145 Quadratmeter erweitert werden kann.

Der Blick in eine Suite


Informationen:
2014 Wiedereröffnung als Hotel Zoo (zuvor Hotel am Zoo); a Member of Design HotelsTM; 145 Zimmer(131) und Suiten (14); Restaurant Grace (90 Plätze, kreative Küche mit kantonesischen, italienischen und US-amerikanischen Einflüssen); Grace Bar, Lounge und Wintergarden, Rooftop; 200 Quadratmeter großer Event- und Meetingsbereich mit modernster technischer Ausstattung; Fitness Room.
www.hotelzoo.de
Fotos: Udo Rößling

Viel Tradition und Kunst gibt es in den Suiten

Hinterlassen Sie einen Kommentar.