Zweiter Lockdown ist bereits Realität: Über 28 Milliarden Euro weniger bei Reisebüros und Veranstaltern in der Kasse
Die wirtschaftliche Situation der deutschen Reisewirtschaft verschlechtert sich aufgrund der Coronakrise dramatisch. Nach einem leichten Anstieg der Buchungen in den Sommerferien bricht das Urlaubs- und Geschäftsreiseaufkommen nun wieder wie im Frühjahr dieses Jahres zusammen. Die Verluste häufen sich von Monat zu Monat und damit stehen hunderttausende Arbeitsplätze bei den rund 2.300 Reiseveranstaltern und 11.000 Reisebüros in Deutschland auf dem Spiel. Darauf macht der Deutsche Reiseverband (DRV) aufmerksam und rechnet für die Zeit von März bis zum Jahresende mit einem Umsatzeinbruch von über 28 Milliarden Euro bei Reiseveranstaltern und Reisebüros. Das entspricht einem Umsatzrückgang von rund 80 Prozent.

Durch Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften erlebt die Reisewirtschaft bereits jetzt einen zweiten Lockdown. Aus diesem Grund demonstriert die Reisewirtschaft gemeinsam mit der Veranstaltungsbranche am Mittwoch, den 28. Oktober in Berlin, um unter dem Motto „Fünf nach zwölf“ die dramatische Lage von Reiseanbietern, Vermittlern und den touristischen Dienstleistern wie Mietwagenfirmen, Reservierungssystemanbietern oder Flughäfen zu verdeutlichen.

„Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung bezüglich Gesundheitsschutz und Risikominimierung sehr ernst und wenden umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen für Urlaubs- und Geschäftsreisen an. Das ist auch der Grund dafür, dass etwa Pauschalreisen vergleichsweise sicher sind und zu keiner Zeit nennenswert zu den steigenden Virusinfektionen in Deutschland beitrugen. Wenn die Bundesregierung die Branche aber durch einen Zick-Zack-Kurs bei Test- und Quarantäneregeln oder durch das Chaos im Zusammenhang mit dem Beherbergungsverbot in den Lockdown zwingt, muss sie auch für die entsprechende wirtschaftliche Unterstützung der Branche sorgen“, mahnt DRV-Präsident Norbert Fiebig weitere Hilfe für die deutsche Reisewirtschaft mit ihren insgesamt fast 3 Millionen Arbeitsplätzen an.

Überbrückungshilfe für 2021 sinnvoll ausgestalten
Die Bundesregierung hat Unterstützung in Form von Überbrückungshilfen insbesondere für sogenannte KMUs (Kleine und Mittelständische Unternehmen), die bis Jahresende gewährt werden, auf den Weg gebracht. „Das ist gut so und ist ausdrücklich zu begrüßen. Aber die Krise wird im kommenden Jahr für die Reisebüros und Reiseveranstalter noch nicht vorbei sein. Daher müssen die bereits von der Politik in Aussicht gestellten Überbrückungshilfen III bis über die Jahresmitte 2021 hinaus konzipiert, sinnvoll ausgestaltet und auf die besonderen Belange der Reisewirtschaft zugeschnitten werden“ fordert DRV-Präsident Norbert Fiebig.

Norbert Fiebig

Reisen sind derzeit und auf absehbare Zeit nur sehr eingeschränkt oder sogar gar nicht möglich, so dass den Beschäftigten der Reisewirtschaft die Berufsausübung entzogen wird. Damit die Branche und damit auch die Arbeitsplätze auch künftig erhalten bleiben, bedarf es weiterer Unterstützung der Politik. So sei es unter anderem erforderlich, zur Existenzsicherung eine Erstattung des Unternehmerlohns einzuführen. Damit könnten soloselbständige Einzelunternehmer mit und ohne Angestellte einen pauschalen Unternehmerlohn als Betriebskostenzuschuss erhalten, der nicht von der Grundsicherung abgezogen wird. Darüber hinaus ist die Deckelung der Überbrückungshilfen auf 50.000 Euro pro Monat zu kritisieren. Dieser Betrag ist für die größeren der mittelständischen Unternehmen schlicht nicht ausreichend. „Dies sind wichtige Stellschrauben und notwendige Hilfen, um das Überleben der Unternehmen im Coronawinter zu ermöglichen“, so DRV-Präsident Fiebig.

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